1929 - Das Jahr Babylon
Regie: Volker Heise
DokuFilmTV
zero one film in Koproduktion mit RBB Rundfunk Berlin-Brandenburg.
TV-Erstausstrahlung: 30.09.2018, ARD
Inhalt
Das Jahr 1929 ist das Jahr von Berlin Babylon. „1929 - Das Jahr Babylon“ erzählt die zwölf Monate als ein Jahr der Entscheidungen. Land und Stadt stehen auf der Kippe, die Zukunft ist offen, niemand weiß, wohin die Reise geht. Der Erste Weltkrieg ist seit gut zehn Jahren vorbei, die Niederlage unverstanden, die Republik ein permanenter Ausnahmezustand. Nur vier goldene Jahre hat die Geschichte ihr zugestanden. Der Glanz beruht auf Pump und droht bereits zu verblassen. Im Reichstag sitzen 15 Parteien, von ganz links bis äußerst rechts, jede Regierung ist eine unmögliche Koalition.
Noch kommen die Menschen aus ganz Europa, um sich in der Stadt der Sünde, in der die alten Regeln nichts mehr gelten, neue aber noch nicht gefunden sind, zu vergnügen. Sie gehen in die Bars und Cabarets, sie verschwinden in dunklen Spelunken, in denen Verbrecherbanden regieren und Sex billig ist. Im Theater wird die Sprache der Moderne gesprochen, auf den Bildern explodieren die Farben. Doch die Arbeitslosigkeit ist hoch und die alten Mächte wollen zurück an die Macht.
Der Film basiert auf Tagebüchern und Erinnerungen, auf Augenzeugenberichten und Polizeiakten, auf Zeitungsausschnitten und Mitschriften von Diplomaten und Handwerkern, von Tänzerinnen und Journalistinnen, von Proleten, Hausfrauen, Politikerinnen und Kokainhändlern. Über dreißig reale Menschen aus der Vergangenheit, deren Zitate verknüpft sind mit Archivmaterial zum Portrait einer Gesellschaft im Taumel.
Vier Schauspielerinnen und Schauspieler erwecken die Zitate zum Leben: Fritzi Haberlandt, Leonie Benesch, Peter Kurth, Anton von Lucke. Mit ihnen geht der Film durch das Nachtleben und den Alltag zwischen Kohleofen und Grammophon; folgt dem Tod in die Barackensiedlungen und dem Leben in den Sommer; tummelt sich in Hinterhöfen und stürzt sich in die Straßenkämpfe des Blutigen Mai genauso wie in die Kursstürze des Schwarzen Freitags. Zu sehen ist eine Stadt, die es nicht mehr gibt, und ein Land, das nichts von seiner Zukunft weiß.
Die Dokumentation wird begleitend zur Spielfilmserie in der ARD ausgestrahlt, parallel entsteht eine sechsteilige Podcast Serie für radio eins/rbb.
Credits
Buch und Regie: Volker Heise
Archiv: Moni Preischl
Kamera: Axel Schneppat
Schnitt: Olaf Voigtländer, Susanne Ocklitz
Redaktion RBB: Johannes Unger, Rolf Bergman
Herstellungsleiter: Tassilo Aschauer
Produzent: Thomas Kufus, Volker Heise
Mit: Fritzi Haberland, Peter Kurth, Leonie Benesch, Anton von Lucke