Aus Liebe zum Volk

Aus Liebe zum Volk

Regie: Eyal Sivan, Audrey Maurion

DokuFilmKino

Deutschland, Frankreich, 2004
88 Min.

Anna Lindh und ihr Mörder Bam, die verschwundene Oase

zero one film in Koproduktion mit Arcapix (F), rbb, Telepool (D).
Gefördert von Filmboard Berlin-Brandenburg GmbH, Mitteldeutsche Medienförderung GmbH, Filmförderungsanstalt, Centre National de la Cinématographie (F), Ministère de la Culture et de la Communication (F), Media Programm der EU (B), Beauftragte/r der Bundesregierung für Kultur und Medien -Filmförderung.

Verleih: Piffl Medien

Weltpremiere: 08.02.2004, Internationale Filmfestspiele Berlin
Kinostart: 22.04.2004

Inhalt

Im Februar 1990, kurz nach dem Fall der Berliner Mauer, wird das Ministerium für Staatssicherheit aufgelöst. Das Ende der Stasi ist gekommen.

Major B. ist einer ihrer Offiziere. 20 Jahre diente er dem sozialistischen deutschen Staat. Aus Liebe. Aus einer bedingungslosen, absoluten Liebe für sein Volk. Einer misstrauischen und blinden, einer zerstörerischen Liebe. Jetzt dreht der Wind. Das Regime, dem er seit 20 Jahre zuarbeitet, bricht zusammen. Herr B. steht vor der Entlassung. Er sitzt in seinem Büro, das bald nicht mehr das seine ist. Wenn er durch die Tür geht, wird er nicht mehr zurückkehren. An seinem letzten Tag berichtet er detailliert über sein Leben und die 20 Jahre, die er im Herzen dieser Institution gearbeitet hat.

"Aus Liebe zum Volk" nimmt den Monolog des Herrn B., gesprochen von Axel Prahl, zur Folie einer verstörenden Montage und verbindet ihn mit der filmischen Reise durch das erstmals erschlossene Filmarchiv der Gauck- Behörde sowie mit Material aus privaten und öffentlichen Archiven: Stasi-Schulungsfilme, Mitschnitte von Verhören, Alltagsaufnahmen.

"Aus Liebe zum Volk" konfrontiert mit der Denk- und Bilderwelt eines Überwachungsstaates und fordert die aktive Auseinandersetzung mit Filmbildern, die oft mehr über den Aufnehmenden verraten als über den Gefilmten. Ein kluger, überraschender Film über Überwachung und Blindheit, über Glauben und Desillusion.

Die Idee zu dem Film entstand, als Eyal Sivan und Audrey Maurion auf den zum Zeitpunkt der Stasiauflösung aufgezeichneten Bericht eines Stasimajors stießen. "Wir waren bestürzt über die Modernität des Berichts", erinnern sich die Filmemacher. "Wir hatten den Eindruck, als stigmatisiere er exakt das heute so aktuelle Hirngespinst des 'Alles-sehen-heißt-Alles-wissen'. Und obwohl der Bericht stark mit seinem historischen Kontext verknüpft ist, löst er sich davon und sendet einen Widerhall bis in unsere Gegenwart."

"Aus Liebe zum Volk" gelingt die eindringliche Darstellung des Stasi-Alltags und seiner Überwindung – und wird über den historischen Kontext hinaus auch zur hochaktuellen Filmerzählung über Macht und Ohnmacht von Bildern und die fatale Verwechslung von Überwachung und Erkenntnis.

Credits

Kamera: Peter Badel
Schnitt: Audrey Maurion